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29.01.2021

Slawische Burgwälle aus der Luft

Der Luftbildarchäologe Dr. Ronald Heynowski vom Landesamt für Archäologie Sachsen befliegt regelmäßig auch die Oberlausitzer Fundstellen und erstellt dabei Aufnahmen für unsere Projektforschungen. Sein unten stehender Beitrag vermittelt einen kleinen Einblick in seine gegenwärtige Arbeit. Vielen Dank für die tollen Bilder, die in Zusammenarbeit mit der Großenhainer Flugschule Born-2-fly entstehen.

"Die Dokumentation slawischer Burgwälle hat seine Schwierigkeiten. Die Anlagen sind heute meist bewaldet und lassen sich daher schlecht fotografieren. Um trotzdem die Lage der Wälle in der Landschaft zu zeigen, ist es vorteilhaft, wenn die Bilder im Winter gemacht werden, wenn die Bäume laubfrei sind und am besten etwas Schnee vom Boden her für Helligkeit sorgt. Leider sind solche Tage mit Schnee und Sonnenschein sehr selten, und meistens ist es dann auch noch extrem kalt. Für das Fliegen ist das durchaus unangenehm, denn um reflexfreie Fotos zu machen, fliegen wir mit offenem Flugzeug, und der Fahrtwind bläst kräftig in die Maschine. Bei solchen Gelegenheiten ziehe ich mir dicke Pullover und mehrere Jacken übereinander, um keine kälteklammen Fingern zu bekommen und vor Frost zu zittern. Man sitzt dann für mehrere Stunden praktisch bewegungslos im Flugzeug und ist trotz aller Vorkehrungen am Ende steif gefroren. Dennoch sind Winterflüge immer ein Erlebnis und das Ergebnis kann sich sehen lassen."

R. Heynowski (LfA)

© Flugschule born2fly, J. Meissner

Jan Meißner, der Pilot, und ich sitzen dick vermummt in der Maschine. Auch hier wirken sich die Coronamaßnahmen aus. Weil die Brille ständig durch die FFP2-Maske beschlägt, fliege ich mit eingeschränkter Sicht und muss mich auf den Autofocus der Kamera verlassen

Bilder von oben links:

  • Wir haben großes Glück. Die dichte Wolkendecke reißt am frühen Nachmittag für kurze Zeit auf und macht einem fast wolkenlosen Himmel Platz.
  • Coblenz: Eindrucksvoll liegt der Burgwall von Coblenz in einer Schleife des Großhänchener Wassers. Die dünne Schneedecke ist auf der Sonnenseite des Walls bereits abgeschmolzen, sodass er sich dunkel abzeichnet.
  • Blösa: Eine ähnliche Situation zeigt sich am Burgwall von Blösa, wo die Befestigungsanlage an der Terrassenkante des Wuischker Wassers liegt. Am natürlichen Steilhang hat man offenbar auf eine ausgebaute Befestigung verzichtet und stattdessen nur zur Landseite den besonders hohen Wall aufgeschüttet.
  • Niedergurig: In der Nähe der Lubasschanze bei Niedergurig befand sich vor Anlage der Talsperre Bautzen noch die slawische Siedlung Nimschütz. 1974 haben hier Archäologen bei Ausgrabungen die Spitze einer Schwertscheide gefunden, die im wikingerzeitlichen Tierstil des 10. Jahrhunderts verziert wurde und heute als Ausstellungsstück im smac zu sehen ist.