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04.03.2022

Gesichtsrekonstruktionen der ehemaligen Bewohner der Oberlausitz in der Ausstellung im Museum Bautzen

Möchte man die Gesichter von Menschen rekonstruieren, die schon vor langer Zeit gelebt haben, benötigt man dafür entsprechendes Schädelknochenmaterial. In der Regel wird dieses auf archäologischen Ausgrabung geborgen, oder stammt aus Krypten und anderen Grablegen. Dabei kann das Aussehen sowohl von bekannten historischen Personen als auch von zufälligen Vertretern aus der breiten Bevölkerung nachgebildet werden. An diesen Arbeiten sind neben den ausführenden Künstlern vor allem Spezialisten aus den Fachbereichen der Anthropologie und Archäologie aus der Naturwissenschaftlichen Universität Breslau, wie auch dei Künstler aus der Akademie für Bildende Kunst in Breslau beteiligt.

Zu den Highlights der derzeitigen Sonderausstellung im Museum Bautzen zählen die Gesichtsrekonstruktionen von gleich drei vormaligen BewohnerInnen der Oberlausitz. Ihre Skelette wurden bereits in den 1920er Jahren bei archäologischen Ausgrabungen im slawischen Burgwall bei Göda im Landkreis Bautzen gefunden. Heute wissen wir aufgrund moderner naturwissenschaftlicher Untersuchungen, dass diese Menschen zwischen der Mitte des 15. Jahrhunderts bis Anfang des 17. Jahrhunderts gestorben sind. Der Kopf eines älteren Mannes ist als vollplastische, realistische Büste nachgebildet worden. Die Rekonstruktion eines jüngeren Mannes und einer jungen Frau erfolgte digital mit modernen, speziell für die Gesichtsmodellierung entwickelten Computerprogrammen.

In einem ersten Schritt wurden die Schädel anthropologisch untersucht und alle Merkmale sorgfältig dokumentiert, um das Alter und das Geschlecht der Verstorbenen zu bestimmen. Mit detaillierten Schädelvermessung haben die Breslauer ForscherInnen äußere Merkmale wie die Form der Nase, Ohrmuscheln, Augenbrauen und Lippen definiert. Auf diese Weise könne mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit auch Aussagen zur möglich Augen-, Haar- und Hautfarben getroffen werden. Anschließen werden auf die 3D-gedruckte Kopie des Schädels Muskeln und Hautpartien aufgetragen, sowie Nase, Mund, Augenbrauen und Ohren anmodelliert (bei den digitalen Rekonstruktion erfolgen diese Arbeitsschritte anhand von Schädelscans und mit dafür vorgesehenen Grafikprogrammen). Bildende KünsterInnen verleihen der Nachbildung anschließend individuelle, geschlechts- und altersbezogene Merkmale (z. B. Falten, Hautverfärbungen usw.), und fügen Augen und Haare mit entsprechender Farbgebung hinzu. Abschließend wird nach historischen Recherchen eine zeittypische Kleidung (ggfls. inkl. Make-up) der jeweiligen Zeit, in der die nachgebildete Person gelebt hat, ausgewählt und angefertigt.

 

 

Vollplastische Kopfrekonstruktion im Museum Bautzen
Vollplastische Kopfrekonstruktion im Museum Bautzen © LfA Sachsen